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Schneckenschleim und Pottwal-Ausscheidungen: Was steckt in Ihrer Kosmetik?

1.6.2023

Veronika Kucera

5 Minuten Lesedauer

Rosenblütenextrakte, Ringelblume, Aloe Vera... Aber auch Schneckenschleim, Schlangengift oder Walausscheidungen. Was haben diese Dinge miteinander gemeinsam? Man kann sie alle als Inhaltsstoff in Kosmetik finden. Unmöglich? Sie werden überrascht sein, hinter welchen „Pseudonymen“ sich einige von ihnen verstecken.

1. Der geheimnisvolle Duft von Ambra

Ambra ist ein gängiger Bestandteil von Düften und bezieht sich im Grunde auf die Walkotze, die, wenn man sie am Strand findet, einen zum Millionär macht. Ein bisschen verrückt, aber wahr. Ambra oder auch Amber genannt, stammt eigentlich aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen und hat die Funktion, das Tier zu schützen, wenn es scharfe Gegenstände (z. B. die Kruste von Krustentieren) verschluckt. Von Zeit zu Zeit stößt der Pottwal die Masse aus (oder scheidet sie sogar zusammen mit seinem Kot aus, wie einige Wissenschaftler andeuten), die dann im Meerwasser schwimmt und am Strand „reift“, wodurch sie ein unverwechselbares Aroma erhält. Das ist auch der Grund, warum sie so wertvoll ist (denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal am Meer nach Muscheln suchen).   

Wenn wir Ihr Lieblingsparfüm ein wenig ungenießbar gemacht haben, dann können Sie sich beruhigt zurücklehnen. Aus Kostengründen wird Amber heute meist synthetisch hergestellt, aber das Ergebnis ist nicht ganz dasselbe. 

2. Schlangengift mit Botox-Wirkung

Botox-Effekt, aber ohne Spritzen? Probieren Sie Schlangengift aus. „Dieser Wirkstoff hat die Fähigkeit, die Bewegung der Muskeln zu hemmen und hilft so, Gesichtsfalten wie die Nasolabialfalten, Stirnfalten oder Falten zwischen den Augenbrauen zu glätten“, sagt Šárka Štefančíková, eine Kosmetikerin mit mehr als 30 Jahren Erfahrung, die auch ein Studium der Pharmazie absolvierte. Anders als bei Botox ist das Ergebnis jedoch nur für einige Stunden sichtbar. „Die Wirkung ist nur oberflächlich und zeitlich begrenzt. Es handelt sich hierbei definitiv um keine Lösung für tiefe Falten“, sagt Šárka Štefančíková. 

Schlangengift in Kosmetikprodukten ist synthetischen Ursprungs (manchmal findet man es unter dem Namen SYN-AKE) und kann sogar von Anhängern veganer Kosmetik ausprobiert werden.

Zeit für etwas Schlangengift?

3. Ziegenmilch als Rettung für empfindliche Haut

Hand aufs Herz, bei einigen Inhaltsstoffen in der Kosmetikindustrie spielt eher das Marketing als die Wirkung eine Rolle. Aber es wäre unfair, dies auch bei Ziegenmilch zu behaupten. Die trockene, zu Akne neigende oder die empfindliche Haut wird Ihnen ewig dankbar dafür sein, wenn Sie sie mit Ziegenmilch verwöhnen. Die enthaltenen Fettsäuren haben entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften und reduzieren so Rötungen oder den Juckreiz der Haut. Sie ist außerdem sehr nährend sowie feuchtigkeitsspendend und die Milchsäure wirkt als Peeling. Könnte dies das neue Must-have für Ihr Badezimmer sein?

Pflegeprodukte mit Ziegenmilch

4. Schneckenschleim gegen Falten

Gehören Sie auch zu denen, die auf die koreanische Kosmetik schwören? Dann haben Sie bestimmt schon vom Schneckenschleim und den wohltuenden Wirkungen gehört. Es glättet die Haut, regt die Produktion von Kollagen an und hat eine positive Wirkung auf die Wundheilung. Daher ist es berechtigterweise in Gesichtscremes und Gesichtsseren enthalten, die die Haut straffen sollen. Es kann auch in Produkten gegen Akne enthalten sein, aber Vorsicht vor der austrocknenden Wirkung dieses Inhaltsstoffs. „Wenn wir anfangen, die zu Akne neigende Haut auszutrocknen, dann produziert sie noch mehr Talg, um sie zu schützen.“, sagt Šárka Štefančíková. 

Geben Sie dem Schneckenschleim eine Chance

5. Wundersame Plazenta

Sie ist reich an Proteinen und hat eine außergewöhnlich feuchtigkeitsspendende Wirkung. Sie heilt Entzündungen sowie Ekzeme und hilft beim Kampf gegen Falten. Die Plazenta ist ein wahres Wundermittel. Die Verarbeitung spielt jedoch hierbei eine essenzielle Rolle. „Wenn der Auszug aus Plazenta bis zur Nanogröße verarbeitet wird und die Plazenta die nötige Penetrationsfähigkeit besitzt, dann kann man sie als „Wunderwirkstoff“ in der Kosmetik betrachten. Aber in der gewöhnlichen kommerziellen Kosmetikindustrie ist dies selten der Fall“, betont Šárka Štefančíková. 

Und woher kommt die Plazenta? Menschliche Plazenta ist in der Kosmetik selten anzutreffen (obwohl sie in einigen Ländern tatsächlich verwendet wird!). Auf die tierische Plazenta trifft man hingegen häufiger, insbesondere die von Schafen. „In der professionellen Kosmetik gibt es auch pflanzliche Alternativen, bei denen Stammzellen zum Beispiel aus einer speziellen Tomaten- oder Apfelsorte verwendet werden“, ergänzt die Expertin. 

Und wie geht es jetzt weiter? Bleiben Sie bei der Hyaluronsäure oder nehmen Sie Schlangengift und Schneckenschleim in Ihre Pflegeroutine auf, um den Falten den Kampf anzusagen?